Juhu, ich muss nicht in den Häfen!

„Tage wie diese!“ brüllte mir Campino von den Toten Hosen live via TV von Rock am Ring entgegen, als ich am Renntag um Mitternacht auf meiner Couch erschöpft zusammenbrach. An Tagen wie diesen wünscht man sich Unendlichkeit. Naja, ich weiß nicht, unendlich ist schon sehr lang. Müsste ich mehrerer solche Tage rund um das Xentis Triathlonfestival in der Lipizzanerheimat erleben müssen, würde meine Endlichkeit sehr absehbar sein. Stress lass nach!  Allerdings das berauschende Gefühl etwas vermeintlich für die Unendlichkeit geschaffen zu haben, passt zu diesem Tag.

Wir haben es geschafft, unser Ziele zu erreichen. Als Organisator eines solchen Events mit zehn (!) Triathlonstarts (6 Rennen beim ÖTRV-Nachwuchscup, ÖM Rennen Damen und Herren, Hobbytriathlon und Hobbystaffel, ÖM Team Mix Relay) muss man Ziele und Prioritäten setzen. Folgende Prioritäten haben wir definiert:

  • Sicherheit für alle Beteiligten
  • Chancengleichheit der Teilnehmer
  • Den Startern positive Emotionen bescheren (es muss einfach geil sein!)
  • Die freiwilligen Helfer motivieren, würdigen und gemeinsam Spaß haben
  • Finanziell schwarze Zahlen schreiben
  • Österreichweit zeigen, dass wir es machen, weil wir es können. #woedheaschoft #menschbleim

Wer sind wir?

Mir ist es wichtig, dass jeder weiß, wer die Wahnsinnigen sind, die sich für den Verein den Arsch aufreißen:

Das Organisationskomitee (OK) – Kernteam:  Markus Falgenhauer, Toni Mautner und ich halt. Vom TCU (vormals veranstaltender Verein) ist noch Stefan Arvay hier federführend mit von der Partie.

Erweitertes OK und Teamleitern:

  • Georg Landsmann, der Mann fürs Grobe: Aufbau, Abbau, Local-Hero
  • Martin Konrad: Master of Ceremony: Verantwortlich für Siegerehrung und Startersackerlinhalte
  • Rene Großauer: Transgenderbeauftragter: Chef der Wechselzone, Dompteur der Verbandskampfrichter
  • Chrissi Stering: die Frau fürs Feine: Finishermedaillen, Finisher-Shirt, Finanzströme, Fingerklopfen bei den Buben
  • Norbert Pfennig (TCU): Fingerklopfen bei Chrissi, Streckenchef Hobbytri, Polizeikontakt, Local-Hero
  • Andreas Zissler: Winkeladvokat: Juristische Fragen (wichtiger denn je!!) moralische Stütze

Die Helfer: meine Helden!

Toni Mautner, Chef der Helfercrewmobilisation, fasst die anpackbare Hilfsbereitschaft unserer Mitglieder quantitativ wie folgt zusammen: „Wir haben 75 Lunchpakete an unserer Helfer verteilt. damit ist a scho ois gsogt! Wahnsinn!“ Das muss hier auch einmal festgehalten werden: An einem Wochenende, noch dazu zu Pfingsten, haben sich 75 Menschen freiwillig, ohne Bezahlung, bei Wasser und Brot (ok, es waren Wurstsemmeln) stundenlang in die Hitze gestellt und verbreiten dabei sogar noch gute Laune! Das macht mich als Obmann natürlich stolz und vor allem megadankbar! Einige leuchtende Beispiele darf ich herauspicken: Unser schnellster Triathlet im Verein, Christian Haas, er kam beim ÖM Rennen als Sechster (!) ins Ziel und wurde damit Steirischer Meister aller Klassen, schnaufte im Ziel kurz durch, um dann sofort beim Damenrennen als Streckenposten seinen Mann zu stellen und bis nach Sonnenuntergang beim Abbauen zu helfen. Unser Ironman-Profidame Lisi Gruber, die noch mit schweren Beinen vom Ironman Brasilien nach Piberstein anreiste, war sich nicht zu schade, den ganzen Tag mitanzupacken. Daniela Kratz, half schon am Freitag bei der Anmeldung, startete bei drei (!!!) Rennen (ÖM, Hobbystaffel Swim, ÖM Team Mix Relay), gewann uns viele Medaillen und Cuppunkte, packte am Samstag fest mit an und sah dabei auch noch hervorragend aus! Jürgen Rothdeutsch, der mitten in den Vorbereitungen für seinen ersten Ironmanstart steckt und gestresster Manager ist, packt seine bezaubernde Familie ein, um mit ihnen einen Tag am See zu verbringen, aber nicht als Touristen, sondern als Streckenposten und Labestationscrew, wie fabelhaft ist das denn! Ich könnte hier noch 70 andere Beispiele nennen, dafür ist aber das Web zu klein… Erfreulich finde ich generell die Einbindung vieler neuer Mitglieder, die gemeinsam mit der alten Truppe eine schlagkräftige Einheit bildete! Special Thanks to Stefan Mayer, Obmann des  LTV Köflach, der uns neun Streckenposten von seinem Verein zur Verfügung stellte. Diese neun „Austauschpanditen“ haben wir uns voriges Jahr „erarbeitet“, hier halfen wir dem LTV bei dessen Crosslauf –ÖM #einehandwäschtdieandere

Behörden wollten kein Rennen zulassen

21 Jahre lang fand der Xentis Triathlon in Piberstein statt. Heuer, beim 22. Mal gab uns die Bezirkshauptmannschaft im April (!) bescheid, dass das heuer mit unserem Triathlon wohl nichts werden wird, weil sie sich aus akuten juristischen Gegebenheiten nicht drüber trauen… Über Einbindung von Sportunionpräsidenten, politische Kontakte, BSO und Tod und Teufel ist es uns dann doch noch gelungen, einen Termin mit den zuständigen Behörden zu ergattern. Ziel war es, das XENTIS TRIATHLONFESTIVAL zu retten. Mit Sachverständigen, Polizei, Gemeindevertretern und vielen wichtigen Leuten wurde verhandelt. Schlussendlich wurde uns ein 35 Punkte- Weisungsbescheid aufs Aug gedrückt, in dem inhaltlich kurz zusammengefasst steht: Passiert ein Unfall, halten sich die Behörden (Straßenerhalter…) schuldfrei und ich als Veranstalter muss im schlimmsten Fall die Krott fressen und in den Häfen gehen.

Warum tust du dir das an?

Hat ein Mann eine Passion, ist sie selten mit Vernunft gepaart. In meinem Fall wurde ich als Vierzehnjähriger mit dem Triathlonvirus infiziert und stecke seit nunmehr 25 Jahren andere Leute erfolgreich damit weiter an. Radiert man Veranstaltungen wie unserer aus, ist mein Mutterschiff „Triathlon“ dem Untergang geweiht. Mit Mr. Spock, Scotty & Co halte ich hier was nur geht dagegen! Ohne Staatsmeisterschaften kann eine olympische Sportart wie Triathlon nicht funktionieren und wird längerfristig aus dem Programm genommen. Ohne vernünftige Nachwuchswettkämpfe werden Vereinsaktivitäten für Kinder eingestellt werden. Alles was in unserem Sport überleben würde, wären rein kommerziell ausgerichtete Events wie der in Chinesischer Hand befindlichen Ironmanserie. Jugendliche mit viel Potential würde vor ihren Spielkonsolen alleine mit ihren Gefährten Diabetes und ADHS zurückgelassen werden. Die erwirtschaftete Kohle unseres Events wird übrigens in unser „Tri Styria – Kids“ Programm investiert, damit sich Eltern unseren tollen, aber auch teuren Sport leisten können. Gut 50% der Kosten der Trainer, Bahnenmiete, Kleidung, Startgelder etc. übernimmt nämlich bei uns für die Kids der Verein.

 

An alle da draußen: das waren erst 75%

Unser Triathlonfestival war heuer schon recht fett. Dennoch muss festgehalten werden, dass wir noch lange nicht bei 100% unserer Schubkraft waren, da die heurigen Voraussetzungen denkbar schlecht waren. Abgesehen davon, dass wir bis EINE WOCHE VOR DER VERANSTALTUNG nicht wussten, ob wir das Event wie geplant durchführen können (Planungssicherheit lässt grüßen!), waren die  persönlichen Voraussetzungen des OK-Kernteam alles anderes als ideal.

Die Umstände:

  • Markus: Hausbau und Hochzeitsvorbereitungen
  • Toni: Ausbildungen: FH und Instruktor (Triathlon, was sonst)
  • Stefan: Neuer Job, drei Kinder
  • Herwig: Im Jänner sehr stolzer Vater geworden

Ehrlichgesagt: wir haben lange mit Ruhe agiert, aber in der letzten Woche haben wir schon alle aus dem letzten Loch gepfiffen!

Ende gut – alles gut

Als beim ÖM-Herrenrennen die Spitzengruppe die Hannackstraße Richtung Abstiegslinie mit gefühlten 100 km/h förmlich geflogen kam, hab ich die Athleten vor meinem inneren Auge schon am Eingangstor zur Schiebepassage zerschellen gesehen. Kater Carlo als Zellengenosse blieb mir zum Glück erspart, kein einziger nennenswerter Sturz musste verzeichnet werden. Die aus Sicherheitsgründen installierte Schiebepassage erwies sich, wie geplant, als Stimmungsnest. Die besten Triathleten setzen sich schlussendlich durch. Das Feedback war phantastisch.

Extrem dankbar bin ich meiner Frau, die mit stoischer Gelassenheit meine oftmalige Abwesenheit und meine eben „Nichtgelassenheit“ ertragen hat, ohne mir jemals ein schlechtes Gewissen dabei gemacht zu haben. Herzlichen Dank dafür Miri!

Was überbleiben wird sind Erinnerungen und große Emotionen, die wir in die Köpfe der Athleten verankern konnten. Nervosität, Hoffnung, Begeisterung, Siegesrausch, teilweise auch Frust und Enttäuschung. Eines ist gewiss: über diese „Stoots in Piberstein“ wird noch lange an diversen Sportlerstammtischen und bei langen Grundlagenausfahrten mit leuchtenden Augen erzählt werden.

Dafür danke ich euch,

euer Obmann Herwig

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