Ich sitze nun hier in San Francisco im Kaffee, sieben Stunden Aufenthalt auf dem Weg retour nach München, und finde endlich die Zeit, ausführlich über meine Zeit auf Hawaii und speziell mein erstes Rennen bei der IRONMAN Weltmeisterschaft zu schreiben.
Am 02.10 ging es für mich bereits auf die Insel. Somit volle 10 Tage Zeit bis zum Rennen und genügend Puffer um meine Akklimatisierung und Anpassung umzusetzen. Die ersten Tage auf der Insel waren doch ein relatives Schockerlebnis, jedoch konnte ich mich viel besser als gedacht an die hohen Temperaturen und Luftfeuchtigkeit der Insel anpassen. Ich merkte zudem, dass mir dieses Klima offensichtlich besonders gut liegt und ich mich sowohl im Training als auch danach sehr wohl fühle. Speziell die Einheiten am Highway und das morgendliche Schwimmen am „Dig Me Beach“ waren für mich besondere sportliche Highlights.
Die Insel hat ihren ganz speziellen Charme bzw. Spirit und hat eine Vielseitigkeit zu bieten von welcher ich sehr überrascht war. Da waren dann auch so Ausflüge wie auf „den höchsten Berg der Welt“ den Mauna Kea ein wirklich beeindruckendes Erlebnis.
Das Rennen
Wie jeder Ironman fing auch dieser für mich eigentlich bereits am Vortag mit dem Einchecken und einer kleinen „Erdinger Alkoholfrei Pastaparty“ an, nach der ich mich dann auf mein Zimmer zurückzog. Zu diesem Zeitpunkt schüttete es wie aus Eimern und die Vorzeichen standen (hätte ich es nicht besser gewusst) auf ein Regenrennen. Dafür konnte ich so gut wie noch nie vor einer Langdistanz schlafen und stand mit einem sehr guten Gefühl am Rennmorgen auf. Ich wusste, dass ich gut vorbereitet war, weshalb meine Nervosität auch überraschend niedrig war und ich freute mich wahnsinnig auf das Rennen.
Rein in die Wechselzone – Körpertatoo check – Bike check – Sonnenschutz check – Swim Skin an – ein kleines Foto vor dem Start check – rein ins Wasser
Die letzten Stufen hinein ins Wasser am berühmtesten Schwimmstart der Langdistanzwelt und rein in das kristallklare und warme Wasser des Pazifiks- umgeben von so vielen starken und fitten Athleten. Es kann los gehen! Die ersten paar hundert Meter waren wie bereits beim Hoala Schwimmwettkampf eine Woche zuvor, ein einziger Überlebenskampf. Wer sich nicht durchsetzt, verliert. Ich fand schnell eine Gruppe im Wasser, welche ich anführte und es ging rhythmisch und zügig Richtung Wendeboje. Am Rückweg wurden wir aufgrund von Strömungen und Wellen etwas langsamer, jedoch konnte ich noch ein paar Ausreißer einholen. Nach 56:49min stieg ich aus dem Wasser und freute mich auf meine Lieblingsdisziplin.
Die ersten 10km am Rad versuchte ich locker und zurückhaltend anzufahren um dann am Highway hoffentlich eine gute, zu mir passende, Gruppe finden zu können. 220-230 Watt waren als Vorgabe gesetzt und kaum war ich am Highway Richtung Hawi angekommen, hatte ich meinen Rhythmus gefunden. Wir waren eine Gruppe bestehend aus ca. 5-10 Athleten, welche bis knapp vor dem Wendepunkt in Hawi fast permanent von Marshals beobachtet wurde. Wir wechselten uns extrem fair ab. Hin und wieder kamen von hinten einzelne Athleten nach vorne, welchen ich jedoch nicht folgen wollte bzw. auch nicht den Mut dazu hatte. Ich hatte besonders großen Respekt vor der Strecke und den Bedingungen bzw. wollte ich unter keinen Umständen eine Zeitstrafe bekommen. Am Rückweg von Hawi hinunter wurde es dann dennoch sehr unrhythmisch, da einige Gruppen auf uns auffuhren. Somit wurden leider oft die 12m, welche ich abstandhielt zugefahren. Dies machte es etwas anstrengend, jedoch wurden einige Athleten auch sofort dafür mit einer Zeitstrafe bestraft.
Die restlichen 40-50km waren dann wieder gut zu fahren bzw. wurde auch die Gruppe wieder kleiner. Nach 4:39min hatte ich das Radfahren dann auch hinter mir und freut mich das erste Mal überhaupt so richtig auf den Marathon.
Wie bereits beim Radfahren ging ich diesen mit großem Respekt an und wollte unter keinen Umständen überpacen bzw. überhitzen, da sich auf dieser Strecke beides sehr negativ auswirken kann. Das Pendelstück am Alii Drive, welches heuer aufgrund der Streckenänderung etwas kürzer ausfiel, ging sehr gut und rasch vorbei und auch den Anstieg der Palani Road bis zum Highway, bei dem ich gezielt rausnahm, konnte ich super bewältigen und fühlte mich noch immer gut und frisch. Dann kam jedoch das ewig lange und wellige Stück von 10km je Richtung am Highway. Dieses schien nie enden zu wollen und die Hitze bzw. der aufkommende Gegenwind in diesem Abschnitt machten die Sache nicht leichter. An der neuen Abzweigung ins Natural Energy Lab war ich regelrecht froh dort angekommen zu sein. Die Beine fühlten sich aber noch immer gut an. Für den langen Hinweg verlief in weiterer Folge das Energy Lab sehr schnell, wenn auch unfassbar heiß und windstill. Mein Sonnenbrand am nächsten Tag hat es mir gedankt. Zurück am Highway galt es für mich nur noch kühlen, trinken, kühlen und trinken. Noch nie in meinem Leben hatte ich so extreme Bedingungen beim Laufen erlebt wie an diesem Tag. Unfassbar, was man bei diesen widrigen Bedingungen im Stande sein kann zu leisten. In dieser Phase des Rennen war ich nur noch auf das Ziel fokussiert und war überrascht und glücklich, dass ich, abgesehen von den Labestationen, wo ich mir gezielt sehr viel Zeit gelassen habe, noch immer meine Anfangspace laufen konnte. Bis zur letzten Labestation an der Palani Road habe ich mich sehr gut verpflegt um bis ins Ziel perfekt durchkommen zu können.
Ab KM 30 habe ich dann erst begonnen auf die Endzeit zu schauen und sah, dass ich viel schneller unterwegs war, als ich es mir je vorgestellt hatte und wohl um die 9h das Ziel erreichen werde können. Die letzte Meile, also gut 1,3km versuchte ich dann noch mal zu pushen und das Resultat war der genialste Zieleinlauf (inkl. kleinem Zielsprint) in meinem bisherigen Triathlonleben und eine Endzeit von 09:00:06. Emotionen Pur. Island proved IRONMAN.
Was bleibt…
Für mich bleiben unfassbar viele positive Eindrücke, Erfahrungen und Emotionen, für welche ich sehr dankbar bin. Ich komme wieder…das steht außer Frage.
Meinen Sponsoren, welche mir das Unterfangen IRONMAN Hawaii ermöglicht und mich mit wirklich top Material für diesen Wettkampf ausgestattet haben, sowie auch allen Unterstützern meines „I Believe in You“ Projektes und natürlich meinem Trainer welcher mich für dieses Rennen perfekt vorbereitet hat, gilt mein großer Dank.
Vor allem jedoch gilt mein Dank meinen Eltern und meiner Familie, die mich nun seit 10 Jahren auf meinem Triathlonweg begleiten, mich in jeder Situation unterstützen und mit mir das Erlebnis Hawaii geteilt haben.
Flo Kandutsch