Road to Tokio 2021

Eva Wutti hat sich 2018 für eine neue Karriere entschieden. Weg vom Ironman, hin zum Marathon mit keinem geringeren Ziel als die Olympischen Spiel 2021 in Tokio. Hier ein Interview, das sie mit “Sporttimes” geführt hat:

Eva, die Corona-Pandemie hat viel durcheinandergewirbelt, auch im Sport. Wie hast du die letzten Monate erlebt?

Das Training hat eigentlich soweit ganz gut geklappt, ich habe trotz der schwierigen Umstände gute Trainingsmöglichkeiten vorgefunden. Schwieriger war, die Motivation über diesen langen Zeitraum hochzuhalten, weil nicht klar war, wie sich das entwickelt, ob und welche Rennen stattfinden, wie man die Periodisierung gestaltet.

Viele Marathons mussten abgesagt werden, darunter auch jener in Wien. Wann wirst du das nächste Mal die 42,195km in Angriff nehmen?

Ich bereite mich auf die Marathon-Staatsmeisterschaften am 16. Dezember in Wien vor. Da möchte ich wirklich fit sein. Natürlich bringt so ein Winter-Marathon den einen oder anderen Unsicherheitsfaktor mit sich, wie zum Beispiel das Wetter. Aber es ist die Chance, mich für die Olympischen Spiele in Tokio zu qualifizieren.

Für die direkte Qualifikation braucht es eine Zeit von 2:29:30 Stunden oder schneller.

Als ich dieses Projekt gestartet habe, war es für mich ein persönliches Ziel, den Marathon unter 2:30 Stunden zu laufen. Ich möchte das für mich schaffen, weiß, dass es unter normalen Umständen möglich ist. Die Olympia-Qualifikation ist eine Draufgabe.

Marathon ist immer auch Mythos. Was macht für dich die Faszination aus?

Es ist das Abschätzen, was man vielleicht erreichen kann, in Kombination mit dieser Ungewissheit, die irgendwo zwischen Kilometer 28 und 32 eintritt. Das kann sich alles schlagartig ändern. Egal wie gut es vorher gelaufen ist. Diese Gratwanderung, eine Pace durchzubeißen und noch einen Kilometer mehr zu schaffen, in dem man sich wohlfühlt, macht den Reiz aus.

Welche Rolle spielt der Schmerz?

Ich konnte es mir in meinem ersten Marathon nicht vorstellen, aber es ist anstrengender als ein Ironman. Klar ist: Es kommt der Punkt, an dem es richtig wehtut. Die Frage ist, wann man diesen erreicht? Und die letzten fünf, sechs Kilometer sind eine Qual. Aber wenn man ins Ziel läuft und die Zeit stimmt, ist das alles vergessen.

Wie kann man sich die Transformation von der Ironman-Siegerin zur Marathonläuferin vorstellen?

Es ist ein komplexer Prozess, weil es relativ viele Dinge sind, die man umstellen muss. In Sachen Qualität und Quantität. Ich sehe, dass ich noch relativ viel Spielraum habe, gleichzeitig erfordert es viel Geduld, den Kilometer um eine Sekunde schneller zu laufen.

Du wirst auf deiner “Road to Tokyo” von der SU TRI STYRIA begleitet und betreut. Wie wichtig ist diese Unterstützung für dich?

Sehr, weil es in einer olympischen Sportart die beste Betreuung braucht. Das beginnt bei der Leistungsdiagnostik über die Laufanalyse bis hin zum Athletiktraining. Es sind bei der SU TRI STYRIA Experten und das geballte Wissen an einem Ort, gleichzeitig gibt es einen ständigen Austausch, weil man die bestmögliche Strategie nicht im Handbuch für Sportwissenschaften findet. Aber eine Sache ist da noch…

Nämlich?

Der Spaß kommt nie zu kurz. Der Sport steht an erster Stelle, es wird professionell trainiert und gearbeitet. Aber Sport steht immer auch für Lebensfreude – und das wird, beginnend bei den Kindern und Jugendlichen, in der SU TRI STYRIA gelebt.

Bei Obmann Herwig Reupichler laufen die Fäden in der SU TRI STYRIA und bei deiner Betreuung zusammen?

Er hat sehr viel Erfahrung, ist immer am neuesten Stand und scheut sich nicht, Informationen aus anderen Sportarten in den Marathon zu übertragen. Wir kennen und schon sehr lange, ich vertraue ihm voll und ganz und fühle mich in der Zusammenarbeit sehr wohl.

Abschließend noch stellvertretend für alle Läufer: Was ist dein Nummer-1-Tipp?

Abwechslung im Training ist alles. Jeden Tag immer nur die gleiche Hausrunde runterklopfen, wird zu nichts führen. Ich habe jeden zweiten, dritten Tag ein Training, auf das ich mich ganz speziell freue, weil es sich so extrem von den anderen Einheiten unterscheidet. Das macht für mich ein gutes Training aus.

Es müssen also nicht zwingend die Laufschuhe sein?

Man kann variieren, mal auf die Laufbahn gehen, mal mit Freunden laufen oder wandern, im Winter langlaufen oder Skifahren. Ich sitze zum Beispiel auch zwei, drei Mal die Woche auf dem Rad, gehe zwei Mal Schwimmen.

Ganz ohne Triathlon geht es also doch nicht?

Aber nur weil es gut für die Regeneration ist. (schmunzelt)

Das könnte dich auch interessieren...